Die Hundepeitsche
In den fünfziger Jahren war es leider noch an der Tagesordnung Kinder durch körperliche Gewalt zu züchtigen.
Telefonat mit einem anonymen Beratungskunden
Er erinnerte sich noch sehr gut an seine Kindheit und die Hundepeitsche in der Hand seiner Mutter, die immer und immer wieder auf seinen kleinen geschundenen Körper niederprasselte.
Noch heute zittert er bei dem Gedanken. Er erinnerte sich an die Gefühle, an den Zorn, die Wut, die Demütigung, die Einsamkeit und das Verlassenheitsgefühl in seiner großen Not. Vor allen Dingen erinnert er sich an die wahnsinnige Angst vor neuen harten Schlägen. Er war nicht in der Lage sich dagegen zu wehren, denn er war noch viel zu klein. Es fing bereits an, als er 2/3 Jahre alt war.
Eingesperrt in eine Art von Laufstall hatte er nicht die geringste Chance den Schlägen seiner Mutter auszuweichen, die durch seine Schreie und Tränen angestachelt noch härter zuschlug. Immer und immer wieder.
Hoffte er auf die Hilfe seines Vaters, so hoffte er vergeblich.
Verlassenheitsgefühle machten sich breit. Weinte er, so sagte man ihm, dass es keinen Grund für sein Weinen gab und das die „ SCHULD“ bei ihm und seinem Verhalten lag.
Sein Vater bewirtschaftete in den 5oziger Jahren einen landwirtschaftlichen Hof auf dem er hart arbeiten musste um die Familie zu ernähren. Er war ein Mann, der die Erziehung der Kinder seiner Frau überlies.
Der Vater schaute weg!
Seine älteren Geschwister, selbst noch Kinder, konnten auch nicht wirklich eingreifen und ihm zur Hilfe heilen.
Die Verwandtschaft schaute weg!
Nachbarn schauten weg!
Alle schauten weg!
Sonntags gingen sie in die Kirche zum Gottesdienst. Das gehört sich auf dem Land so! Schließlich war man fromm und gottesfürchtig.
Sie beten das „ Vater unser“
Zu Hause angekommen, schlägt die Mutter weiter!
Zu Hause angekommen- schauen wieder alle weg!
Zu Hause ist er allein!!
Angst bestimmt seither sein Leben.
Angst vor dem Verlassensein und dem verlassen werden, sowie vor dem nicht „genügen“ und NÄHE.
In seiner Schulzeit gibt es Schwierigkeiten mit anderen Kindern. Sie verstehen sein „ Anderssein“ nicht. Sie verstehen nicht, warum er sich nicht wehrt und warum er glaubt immer Schuld zu sein. Sie verstehen nicht, warum er sich anpasst, funktioniert wie sie es von ihm erwarten. Sie begreifen nicht, warum er sich in sich selbst immer mehr zurück zieht aus lauter Angst aufzufallen. So bleibt ihm wahre Freundschaft bis heute verwährt.
Sein Berufswunsch im technischen Bereich wird von den Eltern ignoriert.
Sie bestimmen seinen Werdegang, sie sagen ihm, wo es lang geht- welchen Beruf er erlernen muss um ein „Mann“ von „Wert“ zu werden. Schnell haben sie eine Lehrstelle im kaufmännischen Bereich für ihn gefunden. Seine eigenen Wünsche werden ignoriert.
Er zerbricht innerlich immer mehr daran. Seine Seele weint- nein, sie schreit laut und versucht durch den Körper mit ihm in Kontakt zu treten. Psychische Belastungsstörungen treten immer mehr hervor. Doch selbst die, gilt es zu ignorieren, denn er muss im „ Außen „ ein anderer sein.
Das erwarten seine Eltern!
Um dem voll und ganz gerecht zu werden, entwickelt er Techniken der Verdrängung, Verleugnung und der Distanz. Unwahrheiten – werden sein Tagesgeschäft.
Ein wenig Ausgleich verschafft ihm ein Hobby. Dort kann er er selbst sein- ohne Schläge und Gewalt.
Er wurde älter und die Zeiten änderten sich ein wenig. Es gelang ihm immer besser unsichtbar zu werden. Mit den Jahren hatte er gelernt, eine Distanz zu der Welt zu entwickeln, die ihn umgab. Die gleiche Distanz hatte er jedoch auch für sich selbst und seine Emotionen entwickelt. Sein Gefühlsspektrum war extrem eingeschränkt und es war ihm kaum möglich all die wundervollen Dinge, die das Leben erst lebenswert macht zu genießen. Nur ab und zu bekam er ansatzweise eine Ahnung davon, was ihm entging und dann war sie wieder da- die unglaubliche Leere- die Angst. So baute er sich eine Phantasiewelt auf, in der es ihm möglich war unbeschadet zu leben – eine Welt seiner Gedanken in die er sich immer öfter zurückzog.
Er redete sich ein, dass das wahre Leben ihm persönlich nur Schmerzen und Leid zu bieten hatte und mit der Zeit lernte er diesen Gedanken sogar zu lieben.
Heute lebt er das Leben, das seine Mutter für ihn wollte und plante.
Er gründet eine Familie- weil auch das sich so gehört und man eben eine Familie in einem bestimmten Alter zu gründen hat.
Nach außen hin führt er ein völlig normales Familienleben mit Frau und Kindern.
In seinem Wohnort ist er angesehen – ein Mann der Öffentlichkeit mit allem was dazugehört.
Doch innerlich ist er zerschlagen – zerschlagen durch die Hundepeitsche - ausgeführt durch die Hand seiner Mutter.
Betritt er heute ein Lokal, so sucht er sich einen Platz mit dem Rücken an der Wand.
Die Wand bietet ihm eine Art von Sicherheit vor Angriffen, die er sonst nicht zu kontrollieren weiß.
Kommt jemand auf seiner Straßenseite schnell auf ihn zu, geht er automatisch in eine Art von Abwehrhaltung. Er wird ganz starr vor Angst. Herzrasen setzt ein, Schweißperlen stehen auf seiner Stirn, die Angst kommt hoch und frisst ihn von innen fasst auf. Seine Atmung ist beschleunigt- setzt teilweise ganz aus. Körperliche Berührungen durch liebevolle Menschen erzeugen Muskelverspannungen und lösen oftmals Tränenschübe aus.
Liebe und Nähe sind ein Fremdwort für ihn und selbst diese wundervollen Gefühle lösen Angst aus und werden als „ UNMÖGLICH“ in frage gestellt.
Sobald diese Angst hochkommt, zieht er sich in seine innere Welt zurück und taucht auf unbestimmte Zeit einfach ab.
Selbst nach so vielen Jahren ist es ihm nicht gelungen, dieses Kindheitstrauma zu verarbeiten – so schreckliche Spuren hat es hinterlassen.
Daher: „ HÄNDE WEG VON KINDERN!!!!!“
Auch meine Mutter gab mir im meiner Jugendzeit gerne „ein paar hinter die Löffeln“ wie sie es nannte. Als ich 16 Jahre alt war, setzte ich mich zur Wehr und hielt ihre Hände fest. Danach hörte es auf. Viele Eltern kannten es früher nicht anders und schlugen einfach zu. Mir fällt ihn diesem Zusammenhang der Spruch aus dem Lucas Evangelium ein:
„ Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
In der heutigen Zeit ist die körperliche Züchtigung von Kindern gesetzlich verboten. Doch was tatsächlich hinter verschlossenen Türen und Fenstern geschieht - wissen wir nicht.
Daher meine Bitte: „ Schauen Sie niemals weg!“ Greifen Sie ein – helfen Sie!
Seine psychischen Probleme haben sich manifestiert und sein Körper spricht zu ihm durch erhebliche gesundheitliche Einschränkungen.
Ich persönlich wünsche meinem Beratungskunden aus reinem Herzen, dass er sich nicht aufgibt und dass seine Welt nicht nur aus einem Schwarz/Weiß Film besteht. Ich wünsche ihm Menschen an seiner Seite, die ihn so lieben können wie er ist – ohne jegliche Erwartungen an ihn und die ihm immer wieder liebevoll die Hand der Hilfe reichen. Möge es ihm gelingen, diesen Ort in sich selbst zu verlassen und am Leben teilzunehmen – ohne Angst!
Meine Lebensberatung ersetzt keinen Arzt, Heilpraktiker, Therapeuten oder Anwalt.
Zu allen Fragen, die Ihrem Herzen Kummer bereiten, helfe ich Ihnen herzlich gerne weiter. Ich freue mich auf Ihren Anruf.
Aquilogica
Lebensberatung
Renate Kaliski
02771/849804